original in en Egon Willighagen
en to de Kevin L�hmann
Egon hat einen Masters Degree in Chemie an der Universit�t von Nijmegen gemacht und f�hrt dort seine Doktorarbeit �ber molekulare Repr�sentation durch. Er spielt Basketball und programmiert Java-Applikationen.
Diese Besprechung behandelt das Buch "Linux System Administration - A User's Guide" von Marcel Gagné. Das Buch umfasst 532 Seiten und hat 26 Kapitel, in denen die Themen Installation, Daemons, Runlevel, Dateisysteme, Passwortregeln, Kernelkompilierung, Drucken, Ger�te, Backups, Netzwerk-Admiistration, Sicherheit und noch vieles mehr behandelt werden.
Um gleich zu Punkt zu kommen: Es ist ein gutes Buch. Vor ungef�hr drei Jahren bekam ich zum Geburtstag ein Buch �ber Linux. Es war ein schreckliches Buch aber es war in holl�ndisch und enthielt eine Red Hat Distribution auf CD. Nicht ganz einen Monat sp�ter kaufte ich mir das Debian 2.1 Weihnachts-/Neujahrs-Sonderheft der Chip und habe seitdem nie wieder in das Buch geschaut. Der Grund, warum ich das erz�hle ist, dass es viele schlecht geschriebene B�cher �ber Linux gibt. Es scheint schwer zu sein, eine Einf�hrung in Linux oder Linux-Administration zu schreiben, die sowohl einfach zu lesen ist als auch die wichtigsten Themen behandelt. Marcel Gagné hat es geschafft ein solches Buch zu schreiben.
Ein wichtiger Aspekt des Buches ist, da� der Autor versucht einen m�glichst allgemeinen �berblick zu geben. Er erw�hnt immer verschiedene m�gliche Alternativen f�r die meisten administrativen Aufgaben: Kommandozeilen-Tools und auch grafische Tools, in der Regel KDE- und Gnome-Tools. Die meisten Themen werden durch Screenshots, Beispiele und Anmerkungen erg�nzt. Diese Anmerkungen geben zus�tzliche Informationen, seien es detailiertere Informationen, eine kurze Zusammenfassung oder Definitonen bestimmter Begriffe. Die zweite Anmerkung (auf Seite 4) ist zum Beispiel interessant:
Marcel's Annahme #312: Nicht alle von Euch benutzen Red Hat Linux (oder Caldera, oder Slackware, und so weiter).
Dieses Zitat macht deutlich, dass dieses Buch nicht auf einer bestimmten Distribution aufbaut, was sehr gut ist und das Buch f�r jeden angehenden Linux-Administrator verwendbar macht, der sich noch nicht f�r eine Distribution entschieden hat.
Ich auf jeden Fall habe dieses Buch f�r gut (vielleicht sogar sehr gut) befunden, allerdings nicht perfekt. Einige Teile sind ein bisschen veraltet oder unvollst�ndig. Das Buch wurde letzten September herausgegeben, aber es scheint vor �ber einem Jahr geschrieben worden zu sein (Kernel 2.4 war noch nicht freigegeben). Ich glaube nicht, dass das der Fehler des Autors ist, sondern durch die Natur der Open Source/Linux-Community verursacht wird: Die Entwicklung geht sehr schnell voran. Vielleicht zu schnell, um herausragende Papierb�cher zu ver�ffentlichen. Der Autor erw�hnt das selbst auf Seite 7.
Ein weiteres gutes Merkmal ist, dass das Buch, mir selbst nach drei Jahren Erfahrung, noch sehr n�tzliche Werkzeuge und Tipps bietet, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Das zeigt, dass der Autor in der Tat ein sehr erfahrener Systemadministrator ist. Er schreibt auch diverse Kolumnen in Zeitschriften, wie Linux Journal und Sys Admin Magazine. Von ersterem ist die Sysadmin's Corner Serie online abrufbar.
In den ersten beiden Artikeln wird kurz beschrieben, was Linux und Distributionen sind. Es werden sieben gro�ere Distributionen verglichen. Das Buch ist gerade mal 19 Seiten alt, wenn der Autor in Kapitel 3 schon mit praktischen �bungen anf�ngt. Das Kapitel handelt davon, wo man Hilfe und Informationen bekommen kann, schon auf der ersten Seite wird die erste Aufgabe gestellt: Gib "man ls" ein. Und er schreibt weiter in diesem Stil: Viele Beispiele und sofort verwendbare Kommandozeilen-Befehle. �hnlich der Art, wie LinuxFocus-Artikel geschrieben sind. Informationsquellen, die besprochen werden, sind manual Seiten, Info-Seiten, HOWTO's, LinuxDoc, user groups und das UseNet. Was an dieser Stelle zu fehlen scheint, ist eine kurze Liste (elektronischer) Zeitschriften �ber Linux.
Jetzt, da das Buch beschrieben hat, was Linux ist, und wie man (mehr) Informationen bekommt, behandelt das n�chste Kapitel die Installation von Linux. Nachdem einige Betrachtungen �ber die Hardware besprochen wurden, gibt es einen allgemeinen �berblick dar�ber, wie die Installation einer Linux-Distribution abl�uft. Es schliesst mit einer Beschreibung, wie man eine Notfall-Diskette erstellt und wie man die Linux-Maschine hoch und runterf�hrt. Wichtige Aufgaben f�r einen Systemadministrator.
Kapitel 5 bis 8 behandeln einfache Systemadministration. Es werden Themen behandelt wie: Die Kommandozeile, Pipen von Daten von einem Programm zum Anderen, Zugriffsrechte f�r Dateien, Benutzer und Gruppen, Informationsgewinnung mit grep, vi und emacs, Daemons, Runlevel, sichere Passworte, Festplatten, Dateisysteme und Quotas. Im Prinzip alles, was man braucht, um sein Linux-System zu administrieren. Zu den meisten Themen werden grafische Variationen der Kommandozeilen-Tools besprochen. Dass der Autor ein erfahrener Administrator ist zeigt sich an den wirklich sch�nen Tricks, die er hier und da erw�hnt. Einer, der mir besonders gut gef�llt ist der, wie man einen nur-email-account einrichtet (Seite 99):
useradd -g popusers -s /bin/false einstein
Kapitel 9 behandelt die grafischen Login-Manager (wie xdm und gdm), einige Window-Manager und Desktop-Manager (KDE, Gnome) und ein paar technische Sachen wie X-Window Konfiguration, Tastaturbelegung und Tuning von Video-Modi.
Kapitel 11 handelt davon, wie man Software finden kann, sie kompiliert und installiert. Weil das Auffinden von Software heutzutage das Internet einschliesst, handelt Kapitel 10 von der Einrichtung einer PPP-Verbindung. Websites f�r das Auffinden von Software, die besprochen werden, sind Freshmeat, Tucows, SourceForge, Rpmfind und Ibiblio. Es wird die am weitesten verbreitete Methode, Software zu kompilieren wird beschrieben (./configure && make). Desweiteren wird die Installation von Perl-Modulen aus dem CPAN besprochen, es fehlt jedoch die build-in Methode im CPAN-Modul. Das Kapitel f�hrt mit mit einer Besprechung der Paket-Manager f�r deb, tgz und rpm Pakete fort. Auch hier werden grafische Frontends erw�hnt.
Kapitel 12 handelt vom Herunterladen und Kompilieren eines angepassten Kernels. Kapitel 13 besch�ftigt sich mit drucken, Druckfiltern, Spoolern, Job-Kontrolle, PostScript, LPR, PDQ und CUPS. Dieses Kapitel ist ein wenig kurz, enth�lt aber alles, was man wissen muss, um loszulegen.
Kapitel 14 und 15 behandeln shell scripting und andere Automatisierungsmethoden um administrative Aufgaben zu vereinfachen. Alle grundlegenen Schleifen werden behandelt (if, for, until do). Es wird auch Perl als Skriptsprache angesprochen. Crontab wird erkl�rt und auch einige weitere Tools, wie z.B. expect.
Das sechzehnte Kapitel behandelt Ger�te, Ger�te und noch mehr Ger�te. SCSI/IDE und CD-ROMs/CD-RWs (also auch cdrecord) werden besprochen. Suchen von Hardware wird besprochen, obwohl nur wenig dar�ber gesagt wird, wie man sie zum laufen kriegt. Das Kapitel endet mit ein paar Zeilen �ber Bandlaufwerke und andere Ger�te.
Das n�chste Kapitel bespricht einige M�glichkeiten, Backups zu machen. Sehr wichtig f�r Sytemadministratoren! Es werden die Tools cpio, dump und tar besprochen. Weiter behandelt es, wie man Zugriffsrechte von Dateien erhalten kann und Benutzerprofile sichert. Backups auf CD-RW werden besprochen, und ein Automatisierungs-Script, es wird aber leider nicht beschrieben, wie man Backups auf mehr als eine CD macht. Es werden einige grafische Frontends und kommerzielle Produkte, wie z.B. Arkeia, besprochen.
Kapitel 18 umfasst die Netzwerk-Administration mit Themen wie: Dienste/Ports, Domains, IP-Adressen, Subnetze/Netzmasken, Routing, Domain Name Service (DNS), Network File System (NFS), Network Information System (NIS) und NTP.
Kapitel 19 ist eine Ansammlung n�tzlicher Werkzeuge zur Konfiguration, wie linuxconf und webmin (beide auch �ber einen Webbrowser zu benutzen). Es bespricht auch einige Ein-Floppy-Distributionen, die f� einen schnellen Blick auf Systeme gut sind, auf denen kein Linux l�uft oder solche, die nicht hochfahren. In diesen F�llen sind diese Ein-Disk-Distributionen sehr hilfreich. Das Buch erw�hnt: Go-Anywhere Linux, Tomsrtbt und Trinux. Es wird die Fernsteuerung mit Virtual Network Computing (VNC) behandelt. Es wird gezeigt, wie man eine Windows-Maschine mit VNC fernsteuert, was in heterogenen Netzwerken sehr n�tzlich ist.
Die n�chsten beiden Kapitel heissen "Proof of Concept" und beschreiben zwei Beispiele aus dem wirklichen Leben. Das Erste bespricht einen (Intranet-) Webserver mit einem PostgreSQL Backend. Das zweite Beispiel handelt vom Aufsetzen von Netzwerkdiensten in einem Intranet.
Kapitel 22 erkl�rt, wie man ein Windows-System in ein Linux-Netzwerk einbindet. Es wird auf Samba f�r die gemeinsame Nutzung von Druckern und Dateien eingegangen. Und es werden drei Programme besprochen, mit denen man Windows-Anwendungen unter Linux ausf�hren kann: Wine, VMware und Win4Lin.
Eine weitere wichtige administrative Aufgabe ist das aufzeichnen von Logs �ber die Aktivit�ten und Zusammenfassungen von den Logs zu bekommen. Dies wird inKapitel 23 behandelt. Es werden die Dateien in /var/log besprochen, sowie Log-Rotation, um die Verzeichnis in einer angemessen Gr��e zu halten. Das Auswerten von Log-Dateien nimmt einige Seiten in Anspruch, und es werden Analog und Webalizer beschrieben, um den Inhalt von Logfiles zusammenzufassen. Leider werden keine Tools besprochen, um andere Log-Dateien als die von www-Services, sowie Lire, das in einer fr�heren LinuxFocus-Ausgabe behandelt wurde.
Kapitel 24 und 25 behandelt das Thema Sicherheit und wie man Systeme absichert. Zu den Themen geh�ren: secure shell (SSH), die OpenSource-Variante OpenSSH, SSL f�r verschl�sselten Internet-Verkehr (z.B. https), PGP und GnuPG. Auch hier werden alle Tools beschrieben, die man braucht, um anzufangen. Der zweite Teil handelt vom Aufdecken von Schwachstellen im System und ihrer Vorbeugung. Zu den Themen geh�ren: Portscanner, Sniffer, PortSentry und Firewalls.
Wenn das System erstmal steht und l�uft und wunderbar in die Netzwerkumgebung integriert ist, m�chte man vielleicht ein bi�chen Zeit mit Leistungs-Monitoring und -Tuning verbringen. Monitoring ist eine gute Methode, um Probleme fr�h zu erkennen und Tuning ist interessant auf stark beanspruchten Systemen. An Monitoring-Tools werden besprochen: uptime, top (und gtop, kpm), free, vmstat und ps. Einfache Werkzeuge zwar, aber mit ein bi�chen Automatisierung n�tzlich, um bestimmte Prozesse im Auge zu behalten. In diesem Kapitel fehlt jegliche Nennung von integrierten Tools f�r die Echtzeit-�berwachung von Netzwerkdiensten, sowie die Telemetry Box. Es werden ein paar Seiten f�r Netzwerk-Tuning und Festplatten-Leistung verbraucht.
Um zum Schluss zu kommen: Es ist ein gutes Buch. Es ist sehr n�tzlich f�r angehende und Teilzeit-Administratoren: Es behandet die meisten administrativen Aufgaben. Das Buch hat einen 24 Seiten starken Index, was es zu einer guten Referenz macht. Einige Themen werden n�her behandelt als andere, was zeigt, da� einige Aufgaben ein bi�chen mehr Arbeit brauchen, als andere, um sie hinzukriegen. Das Buch ist ein recht umfangreicher �berblick �ber das Linux-Betriebssystem und fasst im Grunde alles zusammen, was man braucht, um anzufangen, mit Linux zu arbeiten.
Meine Bewertung (auf einer Skala von 1 bis 10): 8,5